Wer bin ich? – Die vier Dimensionen des Menschen

Wer bin ich?

Die vier Dimensionen des Menschen

Wer bin ich? Diese drei Worte können uns in eine tiefe Auseinandersetzung mit uns selbst führen. Oft sind sie der Anfang einer ganzen Reihe von Fragen, die nach und nach in uns auftauchen und nach Antwort verlangen.

Das Ich, nach dem wir hier fragen, ist nichts, das einfach so beschrieben werden kann. Vielmehr setzt es sich aus verschiedenen Aspekten unseres Seins zusammen, die in Summe das ergeben, was wir allgemein als »Ich« bezeichnen. Dieses Ich hört nicht bei den Grenzen unserer bewussten Identität auf, es ist nicht nur Ergebnis von Erziehung, sozialen Prägungen oder Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens gemacht haben.

Hier fragen wir nach unserer wahren Identität. Und zu dieser gehört nicht zuletzt unsere seelische Essenz. Sie wirkt auf uns, vor allem aber wirkt sie durch uns, indem sie mit unserem Körper, unserem Geist und unserer Psyche in enger Verbindung steht. Das Zusammenwirken der Seele mit unserer geistigen Grundhaltung und den Erfahrungen, die wir in unserem Leben machen, erschafft unser einzigartiges Ich.

Unser Körper

Beginnen wir uns selbst zu betrachten, so bildet der Körper erst mal am offensichtlichsten unser Ich und gibt uns – zumindest eine äußerliche – Identität. Betrachtete man den Körper bis vor einigen Jahren eher als eine Art „lebendige Maschine“, so wird der Körper mittlerweile nicht mehr völlig isoliert von den anderen Dimensionen betrachtet. Psyche, Geist und Seele drücken sich durch den Körper aus, sie wirken auf sein Aussehen, sein Verhalten und seinen Zustand.

Das Zusammenwirken von Körper und Psyche können wir zum Beispiel sehr gut in der Psychosomatik beobachten. Angst, Trauer, Unruhe … psychische Zustände drücken sich auch über den Körper aus, umgekehrt können wir durch unsere Körperhaltung und Bewegung unseren psychischen und mentalen Zustand verändern. Wir alle haben schon beobachtet, dass wir uns nach einem Spaziergang, einer Yogastunde, einem Waldlauf oder einem Tänzchen entspannter fühlen und die Dinge klarer sehen.

Der Geist – Denker und neutraler Beobachter

Mit Geist werden zuerst einmal die mentalen Fähigkeiten eines Menschen, wie Verstand, Intelligenz, Einsichtsfähigkeit etc. beschrieben. Er ist der Denker und Beobachter in uns, durch ihn können wir begreifen und analysieren, er bringt uns zu Erkenntnissen. Auch Willenskraft und Willensbekundung sind Faktoren des Geistes.

Geist wirkt integrierend und vermittelnd, sowohl zwischen Körper und Psyche, indem er es uns zum Beispiel ermöglicht, Emotionen zu beobachten und zu reflektieren, und so deren körperliche Wirkung (wie z.B. Verspannungen, schnelle Atmung, etc.) reduzieren kann, als auch zwischen Psyche und Seele. Er ist in der Lage zu ordnen, zu verstehen und das Gelernte in Impulse zu übersetzen, die dann an die Seele weitergegeben und integriert werden.

Die geistige Grundhaltung eines Menschen wird wesentlich von Erziehung, Umwelt, Kultur und dem sozialen Umfeld besonders in den früheren Lebensjahren bestimmt. Je flexibler, offener und differenzierter der Geist ist, desto differenzierter wird auch die Psyche sein.

Die Psyche – Verarbeitung von Ängsten

Die Psyche ist an die körperliche Existenz gebunden. Wie auch der Körper kann sie  verletzt und zerstört werden. Stirbt der Körper, stirbt auch die Psyche. Sie kann als eine Art nicht-materielles Organ betrachtet werden, das Angst verarbeitet. Dafür bedient sie sich auch körperlicher Funktionen, wie z.B. den Funktionen des Gehirns, des Stoffwechsels oder des Grundtonus eines Körpers.

Psyche nimmt alle Eindrücke und Erlebnisse eines Menschen auf, die verschiedenen Erfahrungen, die ein Mensch – besonders in jungen Jahren – macht, prägen die individuellen Muster, nach denen die menschliche Psyche Ängste wahrnimmt und verarbeitet. Bereits vorliegende Muster bestimmen die Verarbeitung jeder neu hinzukommenden Erfahrung. Daraus erklären sich auch die völlig unterschiedlichen Verarbeitungsmechanismen und Reaktionen von Menschen, die der gleichen freud- oder leidvollen Situation ausgesetzt sind.

Über unseren Geist haben wir die Möglichkeit, die Wahrnehmungsverzerrungen der Psyche sichtbar zu machen und zu neutralisieren. Diese Fähigkeit spielt vor allem bei der Bewältigung von Ängsten eine wesentliche Rolle, da es möglich wird, die subjektive Bewertung einer Situation oder eines Ereignisses aus einer anderen Perspektive zu betrachten und die Realität ohne die Verzerrung durch die Angst wahrzunehmen.

Die Seele – Unser wahrer Wesenskern

Die Seele ist jener Aspekt unseres Seins, den wir in dieses Leben mitbringen. Bereits zum Zeitpunkt unserer Geburt (bzw. schon davor) sind gewisse Eigenschaften unseres Charakters, unser Temperament, unser Reaktionsmuster, sowie unsere grundlegende Sicht auf die Welt festgelegt. Nach der Lehre der Archetypen der Seele® von Hasselmann/Schmolke sind diese Merkmale in der sogenannten Seelenmatrix, unserem individuellen seelischen Energiemuster, ablesbar. Mit den gewählten Matrixelementen legt die Seele auch einen Großteil der Erfahrungen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens macht, fest. Das Spannungsfeld, das sich durch unseren bewussten Willen und das Wollen der Seele ergibt, schafft den Raum für unser persönliches Wachstum.

Das Wissen um die energetische Struktur der Seele kann viele wertvolle Erkenntnisse bringen, die es ermöglichen, das individuelle Potenzial mehr zu leben, und den Herausforderungen im Leben auf viel gelassenere Art zu begegnen. Dann spüren wir deutlicher, wo uns unsere Seele hinführen möchte, und können uns leichter ihrer Führung anvertrauen, anstatt (unbewusst) gegen sie anzukämpfen.

Damit wir gut den Impulsen der Seele folgen können, ist es nicht nur wichtig, zu erkennen, mit welcher seelischen »Grundausstattung« wir in dieses Leben gekommen sind, sondern uns als ganzheitliche Wesen zu betrachten. Wenn wir uns unsere Gedanken, Ängste, Prägungen, Erfahrungen etc. ansehen, erkennen wir die Steine entlang unseres Weges besser, und können sie leichter aus dem Weg räumen.

 

Mehr zum Weg der Seele:
Tuma, Andrea: War das schon alles?, Verlag Tredition, S. 100ff

Mehr zu den vier Aspekten des Menschseins:
Hasselmann, Schmolke: Welten der Seele, Goldmann Verlag, S. 21ff

 

Erstellt am 15. September 2021